Friedrich August Quenstedt



 in F.A. QUENSTEDT (1872-1875) Petrefactenkunde Deutschlands

Ersten Abtheilung, Dritter Band, ECHINODERMEN (Die Echiniden, 1875), p.251-254

 

   

          Acrosalenia spinosa tab.70 fig.1 stellte Agassiz Ech. Suisse pag.39 an die Spitze. Meine kleinen im Hdb. Petref. tab.49 fig.5 stammen aus dem mittlern Braunen Jura vom Hummel östlich Waldenburg im Canton Basel, Desor (Echinol. helvét. pag.250) stzt sie in's Bathonien mit Terebr. varians, welche gleich unter den Macrocephalusshichten lagern. Die englischen von ganz besonderer Pracht liegen in Thonen des Cornbrash von Chippenham (Wiltshire), von woher sie Wright (Brit. Foss. Echin. 1855 pag.238) beschreibt. Unsere tab.70 fig.1 verdanke ich Hrn. Wiest, der sie von England mit brachte. Ihr Habitus weicht gleich ganz wesentlich von den ächten Salenien ab, namentlich durch die divergirenden Warzenreihen der Ambulakralfelder mit vereinzelten Warzen, wie bei Echinus. Auch ist der grosse Mundkreis tief geschlitzt, aber der After durch eine wohl ausgebildete Centralplatte nach hinten gedrängt. Die Warzung der Schildplatten ist übrigens nicht besonders markirt, nicht einmal so deutlich, wie bei Hemicidaris intermedia, une nähmen die beiden hintern Augenplatten nicht an der Begrenzung des Afterrandes Theil, so möchte man lieber dem ersten Eindrucke folgen, und sie, wie früher Agassiz, dorthinstellen. Warzen durchbohrt und gestrahlt, une zwar auf den breiten wie auf den schmalen Feldern, auch das ist Annaäherung an gewisse Echinus. Die Porenpaare stehen jedoch in einer Reihe über einander, nur am Mundkreise verdoppeln sich innerhalb der Schlitze einige (y vergrössert). Wäre das Exemplar nicht so klein, so würde das ohne Zweifel noch mehr stattfinden. Die Interambulakralfelder unter den Genitalplatten auf einer kurzen drei-eckigen Stelle eigenthümlich nackt. Die Madreporenplatte gibt sich rechts vorn (x vergrössert) durch einen punktirten Wulst zu erkennen.

          Beim Hummel Tab.70 fig.2 sind zwar die Exemplare nicht so deutlich, doch stimmen sie im Wesentlichen mit den Englischen überein. Die richtige Darstellung wird bei so kleinen Dingen den Zeichnern ausserordentlich schwer, dennoch lässt die schiefe Lage des Afters sie sofort erkennen. Die tiefe Schlitzung des Mundkreises, welche ich mit grosser Sorgfalt blosgelegt habe, fällt auf. Die Platten des Schildes befinden sich zuweilen in einiger Unordnung : so wurde z. B. platte aus dem Afterkreise verdrängt, und nur die rechte blieb in ihrer Lage, wodurch das Afterloch eine etwas schiefe Stellung einnehmen musste. Dass das auf Missbildung beruht, zeigen die übrigen Exemplare fig.4, woran das Afterloch stets vollkommen in der Symmetrieebene bleibt, immer mit einer Neigung nach hinten sich etwas zuzuspitzen und vorn einen breiten flachen Bogen zu schlagen.

          Die Formen bleiben meist klein, allein wenn sie nur etwas grösser werden, so neigt sich der Habitus entschieden dem Hemicidaris zu. Schon die etwas grössere Acros. Lycetti tab.70 fig.5 Wright Ann. Mag. Nat. hist. 1851 2 ser. VIII. 263 aus dem Pea grit von Crickley Hill, welcher zu den untersten Schichten des Infer. Oolite in England unmittelbar über dem LIas gehört, ziegt dies. Die scmalen Felder zwischen den Fühlergängen haben schon ganz dieselbe Warzenbildung, wie die breiten, nur dass letztere entsprechend grösser sind. Die 10-11 Asseln lassen sich kaum bestimmt zählen, da auf der Mund - und Afterseite sie plötzlich zu klein werden. Die grossen Warzen der Ambulcra bringen es mit sich, dass auf jede Warzenassel nach aussen etwa drei Porentäfelchen fallen. Da in den schmalen Feldern am Mundrande die meisten kleinen Asseln stehen, so müssen die Löcherpaare auseinandertreten, und sich in mehrere Reihen vertheilen (fig.5.x). Wright (Monogr. Ech. Ool. Form. XVI. 1. e) hat das schon vortrefflich erkannt, denn die englischen Exemplare lassen in dieser Beziehung kaum etwas zu wünschen übrig. Die Ausschnitte an dem grossen Mundloche fallen sehr in die Augen. Wright stezt sogar das Afterloch central, und lässt alle Augentafeln an der Randbildung Theil nehmen, doch sind hier wahrscheinlich die Centralplatten herausgefallen. Die überzählige Centralplatte zertheilt sich nämlich oder umgibt sich an ihrem Hinterrande mit mehreren kleinern Plättchen, die dann weniger Halt haben. So zeigt die grösste englische Species Acr. hemicidaroides Wright Monogr. Ool. Ech. tab. 15 fig. 4 aus einer zarten Thonschicht zwischen Forest Marble und Cornbrash statt einer Platte (Suranale), sechs. Wegen seiner vortrefflichen Erhaltung nennt es Wright "one of the marvels of the Oolitic fauna". Die Krone hat 0,03 also über 1 Pariser Zoll Durchmesser, die glatten Stacheln bis über 3 Zoll Länge und 2 Linien Dicke liegen dabei. Auch ein Laternenstück wird abgebildet, das wegen seines tiefen Ausschnittes zu unserer Secunda pag. 55 gehört, doch wäre hier noch bessere Aufklärung wünschenswerth. Abgesehen von der Afterscheibe scheint keine wesentliche Verschiedenheit von Hemicidaris mehr statt zu finden.