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Friedrich August Quenstedt |
in F.A. QUENSTEDT (1872-1875) Petrefactenkunde Deutschlands Ersten Abtheilung, Dritter Band, ECHINODERMEN (Die Echiniden, 1875), p.48-63.
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2. Cidarites coronatus tab.62 fig. 30-63 Der versteinerte "Türkenbund", welchen Walch (Knorr Samml. Merkw. tab. E fig. 2) mit Cidaris Mauri verglich, und Lang (Historia lapidum 1708 pag. 123) Echinites ovarius hiess, hat endlich den Namen coronatus Schlotheim Petref. 1820 pag. 313 davon getragen, obwohl ihn Klein (Echinoderm. pag. 19) und Linné (Syst. nat. 3177) Echinus coronalis nannten, und alle möglichen fossilen darunter verstanden. Leske (Additamenta pag.71) stellte ihn zum C. papillata spinis claviculatis und copirte dazu tab.46 fig. 4 ein trefflich Exemplar mit Stacheln vom Randen. Unter den jurasischen ist es bei weitem der gewöhnlichste, wenn man die Species auf die Formen des ganzen Weissen Jura ausdehnt, wie wir es bei allen frühern Schriftstellern finden. Bei Goldfuss hat man es mit drei hierher gehörigen Species zu thun: C. coronatus Petref. Germ. 39. 8 im engern Sinne, mit 3 bis 4, Asseln und vier Reihen Knotchen zwischen den fühlergängen; C. marginatus 1. c. 39. 7 und moniliferus 1. c. 30. 6, beide mit 4 bis 5 Asseln und sechs Reihen Knotchen zwischen den fühlerporen. Dazu kamen später C. cervicalis Agassiz (Desor, Echin. Helv. pag. 44) und andere. Sich durch alle diese richtig hindurchzufinden ist eine schwierige Aufgabe. Zum Glück kann sie theilweise sicher gelost werden durch die Stacheln. Die bekanntesten hiessen Radioli cucumerini tab. 62 fig. 33-49 bei den Alten, wegen der Gurkengestalt des längsgestreiften Obertheiles. Sa bildete Lang (Hist. lapid. li08 tab. 36 fig. 3 und 4) aschgraue (subcinerii) vom Lagern ab; Klein (Kat. disposit. Echinoderm. 1734 pag.52 tab. 35. A. B.) stellte unter seinen Claviculae cucumerinae über ein Paar Dutzend verschiedener Grosse zusammen, die sich alle vortrefflich erkennen lassen. Darnach sollte man den zugehörigen Körper Cidaris cucumerinus nennen. Er heisst aber seit Goldfuss vorzugsweise coronatus, den ich schon im flözgebirge zum Unterschiede von den spätern coronatus ε als coronatus γ fig. 30-32 bezeichne. Streitberg, Birmensdorf, Böllert und Lochen zeigen ihn im colonisirten , Weissen Jura α., er geht dann aber entschieden und zahlreich bis γ hinauf. Ja selbst im Epsilon bei Nattheim, am Nollhaus nächst Sigmaringen, Engelhardsberg, Ulm etc. kommen Körper vor, die ich nicht sicher zu trennen vermag; obgleich hier oben die achten gurkenförmigen Stacheln zum mindesten selten sind. Schon im Handb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 17-19 und später im Jura tab. 79 fig. 30-39 gab ich eine :Musterkarte von den kleinsten Stacheln bis zu den grössten, denen ich jetzt noch einige hinzufüge. Die Zugehörigkeit setzte sehon Amman pag. 39 ausser Zweifel. Halsstreifung nimmt die ganze Lange des Stieles ein, und setzt hart unter der gurkenförmigen Anschwellung mit erhabenem Hinge ab. Das unterscheidet sie auf der Stelle von den kurzhalsigen "Eleganten". Die Längsrippen der Keulen sind sehr zierlich mit Knoten besetzt, die sich nur selten in einander verwirren, nur nach ob en werden sie eine kurze Strecke knotenlos. Zwischen den Rippen hindurch ziehen sich zarte Streifen von zierlicher Rauhigkeit. Innen sind sie sehr deutlich späthig, doch erfüllt der Kalkspath nicht immer die Masse gleichartig; fig. 33 zeigt im Querschnitt einen schlammartigen dunkeln Fleck im Centrum; der Querbruch fig. 34. a im frischesten Spath eigenthümliche kleine Hohlräume, welche mit Schlamm und Brauneisenocker erfüllt sind, obgleich man nicht recht begreift, wie das in den compacten Kalk hineingelangte. Ich will nicht alle die Verschiedenheiten weitläufig beschreiben, die Zeichnung mag genügen: zwischen den dicken fig. 34 und den schlanken fig. 39 Extremen liegen alle möglichen Zwischenformen. Bald ist der gestreifte Hals im Verhältniss zur Keule lang fig. 36, 47, 53, bald kurz fig. 39, 42. Die lange schlanke gefällige Form fig. 38 ist aus Tausenden die einzige. Die kleinen fig. 50-56 gehoren theils jungen, theils den kleinern Gelenkköpfen an. Doch ist mir das Lebende zu wenig bekannt, als dass ich darüber Sicherheit hatte. Die kleinen keilförmigen fig. 57, 58 unten mit Gelenkkopf und Gelenkgrube standen auf den Perlknoten um das Höfchen (fig. 121). Sie scheinen eine ganze Abtheilung von Formen zu bezeichnen, die man "Cuneiferi" (Keilträger) nennen konnte. Besonders hervorzuheben sind die Gelenkgruben ohne Gelenkkopf, blos mit scharfem Gelenkrande fig. 44, 46, 52, 54; sie sassen vielleicht auf den blinden Asseln fig. 45. Entstellungen, wie fig. 40 bis 43 sind entschieden durch Missbildung zu erklären, wie schon die schiefe Streifung auf fig. 43 erklärt; namentlich zeigt sich das auf verschiedenen Seiten von fig. 41. Auch fig. 40 gehört zu solchen Missbildungen, denn a ist zu schlank und b unten zu stark angeschwollen. An fig. 36 weisst schon der einseitige Absatz auf Quetschung hin; in fig. 42 sieht man sogar noch die Narbe, wodurch die Verletzung wieder heilte; ja Formen, wie fig. 44, zeigen auf den ersten Blick, dass die Entstellung äussere Ursachen haben musste. Auch die Asseln tab. 62 fig. 69 vom Böllert sind zuweilen durch Gewalt sackförmig eingedrückt, ohne dass sie zerbrachen, sondern sie heilten wieder. Der Druck ging hier hart am Gelenkkopf hinab. Einzelne Asseln fig. 60 am Bollert, wie bei Streitbe1'g und Bi1'mensdorf, erregen durch ihre Reinheit besonderes Interesse. Man sieht darauf mit der Loupe auf der Unterseite ein deutliches Maschengewebe, was sich auf die kleinen durchbohrten Asseln der Fühlergänge nicht fortsetzt. Auf der Oberseite im Höfchen. um den Gelenkkopf ist es zwar auch vorhanden, aber viel feiner, und man kann es zwischen die Perlknoten verfolgen. Die Perllknotenreihe (fig. 60. y vergrössert) hat einen innern kleinern Trabanten. Ausserdem sieht man auf jeder durchbohrten Assel noch ein Wärzchen unten zwischen den Knoten, was mit den kleinsten Wärzchen auf den Interambulacral Asseln übereinstimmt. Darauf hafteten wahrscheinlich Pedicellarien. Ueber die kleine Assel zieht sich vom Knoten aus ein mehr oder weniger deutliches Joch, und zwischen den beiden Poren entsteht ein undeutlicher Knoten (y vergrössert), der eine Art Meridianlinie längs des Fühlerporenfeldes einzeugt, welche selbst auf der Innenseite des Perisoma sich noch geltend zu machen sucht. Joche und Knoten dienten ohne Zweifel dem Rande der Fühlerschläuche zur Anheftung; auf den Knoten stützte sich die Längsscheidewand pag. 38. Die inneren Porenlöcher sind grösser als die aüsseren. Der Gelenkhals deutlich gestrahlt. Dadurch unterscheidet sie sich von fig. 61, denn hier merkt man keine Spur von Strahlung, wie bei dem lebenden histrix, auch ist die Nahtregion der Interambulacren (Zone miliaire) breiter gewarzt, und statt der zwei Knotenreihen haben wir drei auf den Fühlerasseln (x vergrössert), ohne die zahlreichern Zwischenknotchen. Die Perlknotenreihe hat also statt einem zwei Trabanten. Aber trotz solcher scheinbar schlagenden Merkmale geräth man doch oft in die Gefahr der Verwechslung. Uebrigens will ich nicht verschweigen, dass die Unterschiede zwischen coronatus γ fig. 63 und moniliferus fig. 64 bis in's Kleinste sich selbst auf den Asseln gegen den Mund hin verfolgen lassen, denn dort verschwindet allmählig der Trabant, und es bleibt nur eine Perlenknotenreihe; hier dagegen bleiben zwei Perlenreihen, und der Hals ist deutlicher gestreift. Das Ohr .a innen beweist, dass unten nichts fehlt. Fig. 65 ist ein missgebildetes halbes Ohrenstück vom Bollert. Nach Goldfuss würde das monoliferus sein. Dagegen hat ilg.,62 keinen markirten Perlenkranz um das Höfchen, der Rand aber ist dick aufgeworfen, also schon ähnlich dem verkieselten marginatus von Nattheim im Weissen Jura ε. Genitalplatten (Eiertäfelchen) tab. 62 fig. 66-72 vom Böllert, leicht an dem Loche zu erkennen, variiren ziemlich, ohne dass man den Muth hatte, Species daraus zu machen. Einzelne Platten darunter zeigen auf der Innenseite fig. 66. a eine schiefe Leiste, es sind die seltenern. Es muss das den glatten gegenüber irgend eine Bedeutung haben, und konnte uns an den Steinkanal der Madreporenplatte pag. 12 erinnern. Leider lässt uns die Porosität im Stich, mit Anschleifen würde man vielleicht auf die Spur kommen. Von den kleinen fig. 67-69 ist jede wieder anders in Beziehung auf Umriss und Dicke der Granulation, sogar die kleine fig. 68 hat dickere Körner als die grösste fig. 71. Etwas eigenthümlich seitlich glatt ist fig. 70, sie mag daher schon einer andern Abänderung angehören. Um das Loch henum pflegen die Kornchen kleiner zu sein, auch wohl eine bestimmtere Kreisstellung einzunehmen. Die Durchstossung des Loches hat öfter ihre Schwierigkeit. Die Augenplatten tab. 62 fig. 73 vom Böllert finden sich minder häufig, sie haben dieselbe Körnung, wie die Genitalplatten, aber einen dreiseitigen Umriss, an der Basis mit einem Ausschnitt, worin ein deutliches Knotchen vorragt. Das Loch nimmt genau die Mitte ein, und zeichnet sich durch seine Deutlichkeit aus. Die grösse Krone fig. 32 aus dem Weissen Jura γ von Hossingen bei Balingen zeigt ausser den Augen und Eierplatten noch Aftertäfelchen in zwei Kreisen, deren sicherer Umriss nur schwer festgestellt werden kann, Hdb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 16. Von der Laterna finden wir die einzelnen Stücke oftmals, die ebenfalls auf mehrere Species hinweisen. Von den symmetrischen sind die Balken (Schaltstücke) tab. 62 fig. 74-77 am leichtesten erkenn und dentbar. Zwei Species (wahrscheinlich verschiedenen Geschlechtern angehörig) kann man bestimmt unterscheiden, ich will sie die prima und secunda nennen. Die secunda fig. .74. 75, mehr dem lebenden Echinus gleichend, habe ich schon im Handb. Petref. 1852 tab. 48 und Jura tab. 79 fig. 43 abgebildet. Sie ist häufiger, die convexe Oberseite fig. 20. c glatt und kaum mit einem Längseindruck versehen, worin das Bügelstück (fig. 79 oben) der Länge nach ruht, die Gelenkknotchen mehr nach innen und die Gelenkrinnen mehr nach Aussen gelegen treten kaum hervor. Die Aussenseite für die Gabel des Bügelstücks (fig. 78) ist weniger ausgeschweift und breiter, als die Innenseite für den Stiel des Bügelstücks (fig. 79 oben rechts) woran eine tiefe Grube d (y vergrössert) den Ansatz des Stielmuskels bezeichnet. Die markirtesten Eindrücke bietet die Unterseite a, worin namentlich die Furche sich auszeichnet, welche auf der Gelenkleiste des Erganzungsstückes ruht. Der schmale Gelenkkopf darunter, welcher die Ecken des Aussenrands erzeugt, darf nicht übersehen werden. An dem Gelenkhocker tritt nach innen die Flache hervor, welche sich an den Hocker des Erganzungsstückes legt. ln der Mitte sehen wir namentlich nach unten eine Gabelleiste, aussen begleitet von zwei andern Längslinien, die neben dem gleichschenklichen Dreiecke zwei Vertiefungen erzeugen. Grösser, als die Abbildung fig. 74, sind mir die Exemplare kaum bekannt. Ebensowenig viel kleiner als fig. 75 von der Unterseite. Wesentlich verschieden davon ist die prima fig. 76 dem lebenden Cidaris gleichend. Der Ansatz des Stielmuskels für das Bügelstück sitzt hier umgekehrt wie vorhin am breitlichen innern Ende d, in einer von oben her sichtbaren Grube (y vergrossert). Besonders charakteristisch sind die dunkelfarbigen glattconvexen Gelenkflächen von eiförmigen Umriss, welche in ähnlich geformte Grüben des Ergänzungsstückes hineinpassen. Man erkennt daran sofort jedes Stückchen. Die Gelenkfläche entspricht dem schmalen Gelenkkopfe der secunda Species seitlich aussen, und macht durch ihre Breite die Gelenkfurche fast unsichtbar. Der Gelenkhocker auf der Seite nach Innen ist concav, entsprechend dem Hocker auf dem Ergänzungsstück. Dahinter folgt dann nochmals eine grosse flache Gelenkgrube, die fast bis zur Mitte der Unterseite reicht. Die Unterseite (x vergrössert) hat daher in der Mitte weniger markirte Linien, als vorhin. Grösser als fig. 70 kamen sie mir nicht vor. Von den halbzirkelformigen Knochen (Bügelstücken) fand ich nur ein einziges Mal das äussere Stück tab. 62 fig. 78, welches ich schon im Jura tab. 79 fig. 41 abbildete. Es gabelt sich nach aussen in zwei kurze Zinken, woran die Muskeln sitzen, welche die Laterne an die Ohren auf der Innenseite der Interambulacra befestigen. Das innere Stück bildet blos noch eine kurze Spitze, wie fig. 79 vom lebenden Echinus esculentus zeigt, wo die Bügelstücke über dem Balken der Lange nach so gelagert sind, dass die drei Stücke zusammen Aehnlichkeit mit einem Bügeleisen bekommen. Isolirte Zähne tab. 62 fig. 80. 81 fand ich ebenfalls nur in wenigen Bruchstücken. Bei lebenden sind sie glänzend schmelzfarbig, und im Ansehen wesentlich verschieden von der mattern Kiefermasse. Bei fossilen nehmen wir den Unterschied kaum noch wahr. Cidaris bildet eine einfache nach unten zugespitzte Rinne, wie das Bruchstück fig. 80 aus dem weissen Jura ε von Ulm zeigt. Am Bollert zeigt das unten zerbrochene Bruchstück fig. 81 im colonisirten Alpha dagegen auf dem Rücken eine ansehnliche Verdickung mit tiefer Medianfurche, ais wollten die Zähne in zwei Theile zerfallen. Auch die Rinne innen wölbt sich ein wenig auf der ]Mitte heraus, die Ränder biegen sich etwas muldenförmig um. Auf dem Querbruch (x vergrössert) deutet eine dunkele Stelle einen Kanal an. Der Rücken erinnert schon etwas an die Zahne von Echinus fig. 82 aus dem Mittelmeer, nur dass hier noch eine mächtige Medianleiste in der Zahnrinne sich erhebt. Von den unsymmetrischen Stücken sind die fünf Kinnladen (Pyramiden) tab. 62 fig. 83-91 unter allen am häufigsten. Die gewöhnlichsten und grossern zur secunda gehörig habe ich fig. 83 aus dem mittleren Weissen Jura der Gosbacher Steige (Oberamt Geisslingen) schon im Hdb. Petref. 1852 tab. 48 fig. 21 von innen, Jura tab. 79 fig. 40 von Aussen leidlich abbilden lassen. Jetzt gebe ich die dritte Ansicht von der gestreiften Harmoniefläche, um darüber die Lage des Ergänzungsstücks mit Gelenkleiste und Gelenkknoten vor Augen zu legen. Am Bollert im colonisirten weissen Jura α; habe ich dieses kieferförmige Stück fig. 84 nut ein einziges Mal isolirt gefunden. Da es unsymmetrisch ist, so muss die Innenseite b mit steiler wohl von der äussern a mit schiefer Gelenkleiste, worauf die Gelenkrinne des Balkens ruht, unterschieden werden. Auch die Gelenkhockerchen richten sich mehr nach dieser Aussenseite. Am langen horizontalen Aste bemerken wir in der Ecke auf der Unterseite eine Rauhigkeit, welche mit der Basallinie des Kiefers fig. 85 harmonirt. Diese Kiefer-Basallinie ist gerade, darüber erhebt sich hinten ein dreieckiger Fortsatz, an dessen Ursprung ein grosser Kanal mündet, so charakteristisch, dass man daran die kleinsten Bruchstücke sogleich erkennt, wie der Querschnitt fig. 86 und die untere Kieferspitze mit Zahn fig. 87 von innen zeigt. Charakteristisch ist auch innen der Kanal neben der Mediannaht fig. 88 von einer Leiste begleitet, die plötzlich nach ob en gegen eine Vertiefung absetzt. Es erinnert das lebhaft an den Bau von Echinus esculentus, auch von hinten gesehen fig. 89 der tiefe Ausschnitt, worin der Zahn sichtbar wird. Allein die aufsteigenden Aeste der Erganzungsstücke schliessen nach oben den Ausschnitt nicht, auch fehlt den Zahnen die innere Leiste, obwohl auf dem RÜcken eine Verdickung vorkommt. Selbst die kleinsten Stücke wie fig. 90,woran die Zahnspitze vortrefflich erhalten ist, und fig. 91, welche ganz unverletzt blieb, lassen sich mit Sicherheit erkennen. Ganz wesentlich verschieden davon ist die Kinnlade der Species prima tab. 62 fig. 92-97 , die alle Kennzeichen eines achten Cidaris bewahrt. Der Ausschnitt der Hinterseite fig. 92 ist viel flacher und stumpfwinklicher, und die Fortsätze oben sind weniger spitz. Noch an den kleinsten Resten fig. 93 lässt sich das bestimmen. Innen sind die Kinnladenhälften fig. 95 ohne deutliche Rinne mit einer fingerartig nach oben gerichteten Erhöhung, die Basis der Pyramide oben fig. 95. a bildet eine krumme Linie, und die Harmoniefläche längs des Fortsatzes darüber tritt sehr deutlich hervor, wahrend der Kanal darunter oft kaum bemerkt wird. Auch hier habe ich nur ein einziges Mal das Ergänzungsstück fig. 96 am Böllert isolirt gefunden, was mit dem gleichnamigen fig. 84 verglichen sich sofort durch seine Breite als Cidariten-artig zu erkennen gibt. Die Innenseite wird durch die steile dicke Leiste verrathen, welche sich auf die Harmonieflache des obern Kinnladenfortsatzes lagert; die Aussenseite a zeigt hinten die breite flache Gelenkgrube, worin die dunkelfarbige Gelenkfläche des Balkens ruht, zwei Gelenkhöcker entsprechen den Gelenkgruben desselben. In fig. 97 habe ich eine Kinnladenhälfte (links oben) mit Ergänzungsstück (mitten) und Balken (rechts) in der obern Ansicht zusammengestellt, wodurch man sich von der Zusammengehörigkeit im Generellen bestimmt überzeugen kann. Wollte ich auf specifische Unterschiede eingehen, so würde fig. 98 vom Rücken eine prima altera bilden, denn nach ihrem flachen Ausschnitt oben und der Dürftigkeit der Kanale gehört sie zur prima, allein abgesehen vom ganzen Habitus und der innern grössern Geschlossenheit der Harmonieflächen ist aussen die Schwellung breiter und unbestimmter als in fig. 92. Bei hinreichendem Material würden sich vielleicht noch eine ganze Reihe von Unterschieden rechtfertigen. Jedenfalls haben wir zwei grosse leicht unterscheidbare Typen, wovon secunda zwischen Echinus und Cidaris steht. Um das einzusehen, gebe ich eine Kinnlade des grossen Echinus esculentus fig. 99 vom Rücken, den Schluss der Bogen zu zeigen, welchen die Ergänzungsstücke über dem tiefen Ausschnitte machen. Die schwierigste Partie bildet das Peristoma die Mundhaut tab. 62 fig. 100. Dieses Getäfel, welches den :Mund umgibt, habe ich nur ein einziges Mal unter die Hand. bekommen. Es verrieth sich durch eine Masse zarter kaum dem blossen Auge wahrnehmbarer Stacheln, wozwischen kleine Wärzchen hervortauchten. Durch mühsame Arbeit mit Preisgeben der Stacheln gelang es, wenigstens einen Theil der Plättchen blos zu legen. Das Zahlengesetz ändert sich plötzlich: statt der zwei Reihen Interambulacralasseln setzt sich eine Reihe von fünf Tafeln in der Richtung der Interambulacralnaht fort, die vierte und fünfte sind sehr klein, fast dreieckig, und kehren ihre Spitze von der :Mundöffnung weg. Die Fühlerporen vermehren sich dagegen, jeder einfachen Reihe des Perisoma entspricht eine Doppelreihe, und da nun jedes Porenpaar eine besondere Tafel hat) so haben wir auch die doppelte Tafelreihe. Diese Fühlerporenasseln sind im Allgemeinen rhombenförmig, und greifen untereinander und mit der Asselreihe zickzackforll1ig in einander. Nahe um den :Mundrand und innerhalb der dreieckigen Asseln verwirrt sich die Sache, und alle Asseln sind durchbohrt, was daher nochmals eine Vermehrung der Poren zur Folge haben muss. Vollständige Klarheit über den Endlauf ist natürlich nicht zu erlangen, man muss schon zufrieden sein, den Porenverlauf überhaupt bis zum Mundrande nachweisen zu können. Das ganze Getäfel hat ein schuppenförmiges Ansehen, und alle Tafeln, durchbohrte wie undurchbohrte, sind mit zierlichen Stacheltragenden Wärzchen bedeckt, welche natürlich beim Reinigen und Behandeln mit Säure fast gänzlich dem Auge entschwinden. Das Perisoma fig. 30-32 zeigt so viele Schattirungen, dass die richtige Deutung die grössten Schwierigkeiten macht. Alle Kennzeichen, selbst das Lager lässt uns im Stich. Am häufigsten verkalkt und von grauer Farbe finden wir sie im colonisirten Weissen Jura α bis y. γ. Wenn beim elegans der Mund- und Afterkreis gleich gross waren, so ist hier der Mundkreis entschieden kleiner. Der kleine fig. 30 aus.Weissem .Jura γ von Spaichingen hat um das Höfchen aufgeworfene Ränder, der Perlenkranz darauf sehr ausgesprochen, der Körnerraum um die Naht schmal. Nicht über vier vollständige Asseln in einer Reihe, und zwischen den Porengängen höchstens vier Knotenreihen. Strahlung der Gelenkfläche nicht sonderlich deutlich. Fig.31 aus dem fränkischen Weissen Jura dürfte schon nach δ gehören, bleibt aber im Ganzen sehr ähnlich. Fig. 101 stammt aus den Bohnerzen von Veringendorf im Sigmaringischen, worein sie aus dem obern Weissen Jura geriethen. Vier Knotenreihen zwischen den Fühlerporen (x vergrössert) und 4 Asseln in einer Reihe stimmen noch ganz mit der Normalform. Auch die gurkenförmigen Stacheln werden öfter im Erze angetroffen. Durch Abreibung fig. 102 wurden dieselben nicht selten vollkommen glatt, und erst durch langjährige Uebung merkt man, wohin solche Dinge gehören. Cid. moniliferus tab. 62 fig. 103 zahlreicher verkieselt bei Nattheim im Weissen Jura ε, als tiefer verkalkt. Behalt den Habitus des vorigen bei, daher unterschied ich ihn schon im Flözgeb. Würt. pag. 469 einfach als coronatus ε, doch hat er eine Assel mehr, 5 statt 4 in einer Reihe, wenn die blinde nicht gezählt wird. Zwischen den Porengängen stehen am breitesten Theile 4-6 Warzenreihen, obwohl da manche Unsicherheitcn eintreten. Gewöhnlich ist die Nahtregion zwischen diesen Warzenreihen stärker vertieft, als bei coronatus y. Die Perlenknopfe um das Höfchen treten etwas an Grosse zurück, und die Strahlung im Gelenkhalse bleibt oft ganz undeutlich. Die Wärzchen in der Nahtregion der Interambulacra sind eigenthümlich schief gegen die Naht gerichtet, und überwuchern zuweilen das Hofchen der Asseln am Afterrande, wobei sie ein förmlich stachelartiges Ansehen annehmen, fig. 103. a vom Nollhaus bei Sigmaringen. Durch die schiefe Stellung entstehen dann öfter um das Höfchen Anfänge von strahligen Vertiefungen fig. 103. b, die an Temnocidaris erinnern. Freilich können uns, wenn es darauf ankommt, alle diese Kennzeichen im Stich lassen, und man ahndet eine grössere Menge von Species, was namentlich die Stacheln vermuthen lassen. Früher wollte man die Stacheln des marginatus damit vereinigen. Allein die Funde bei Ulm mach en es wahrscheinlich, dass vielmehr unser tuberculosus Hdb. Petref. 1852 tab. 49 fig. 11 und Jura tab: 88 fig. 65-67 zum moniliferus gehöre. Die Stacheln zeigen freilich wieder so viele Abweichungen unter einander, dass es nicht möglich ist alle zu trennen, aber bei allen nimmt der gestreifte Hals die ganze Lange des Stieles ein, und setzt mit einem markirten Ringe unter den Knoten ab. Das gibt ihnen noch eine typische Verwandtschaft mit den gurkenförmigen Stacheln des coronatus γ; Fig. 104 und 105 liefert zwei Extreme von Nattheim, davon ist der kleinere durch seine Zeichnung den gurkenförmigen noch sehr ähnlich. Fig. 106-111 zeigen uns mehrere Abänderungen von Ulm, darunter hat die schlanke fig. 106 die dicksten Knoten, welche nach oben zu erhabenen Linien ausgehen, die oft keine Spur von Knotung mehr zeigen; fig. 107 mit viel feineren Knoten und langen glatten Rippen stellt man eben nur dazu, weil sie sich mit den andern finden; ebenso die kleinen fig. 109 und 110, obwohl darunter ganz andere Thiere verborgen sein können. Fig. 108 zeigt dieselbe Art von Verkrüppelung, wie obige fig. 41. Die grösste fig. 111 ist wegen Mangel eines Gelenkkopfes bemerkenswerth, sie musste entweder auf einer blinden oder kranken Assel stehen. Die Eiertafeln tab. 62 fig. 112-114 haben etwas weitläufigere und grössere Knoten, einzelne fig. 112 innen dieselbe schiefe Leiste mit Grube, wie oben .fig. 66. a zeigte. Die Seiten öfter knotenarmer fig. 114, zuweilen fig. 113 kommen sogar zwei Locher vor, obwohl man in dieser Beziehung gar leicht irren kann. Es ist das ohne Zweifel Folge von Missbildung. Selbst die Augentafeln fig. 115 kann man durch die etwas gröbere Art der Knotung noch unterscheiden. Unser Exemplar gehört zu den grössten. Missbildungen sind gar nicht ganz selten: fig. 116 konnte man wegen der Locher für eine Genitalplatte halten, das Gipfelloch scheint darauf hinzudeuten. Innen ist die dick aufgeblähte Masse hohl. Vier Locher habe ich Frei gemacht, die übrigen sind nicht sicher nachzuweisen. Fig. 117 von der Seite dargestellt hat unten eine glatte, ob en eine knotige Wölbung. Es erinnert in sofern an ähnliche Anschwellungen, welche ich im Hdb. Petr. 1867 tab. 64 fig. 7 vom Nollhause bei Sigmaringen abbildete, nur dass es dort deutlich der Rest einer Assel war. Fig. 118 sind drei Wülste auf den Fühlerfeldern, wie die Poren an den Rändern beweisen. Die Unterseite b schwoll in diesem Falle nicht an. Die Warzen auf den Wülsten stehen wirr durcheinander, und dazwischen liegen wahrscheinlich feine Locher, die sich kaum Frei machen lassen. Der eine Wulst erlitt vielleicht schon bei Lebzeiten des Thieres einen Druck, und wurde wie eine hohle Masse wellig. Alle diese Dinge stammen aus dem Weissen Jura ε : von Ulm. Die Krankheit von fig. 119 aus dem Weissen Jura δ bei der frühern Eisenschmelze Thiergarten im Donauthal oberhalb Sigmaringen hat wegen der vielen vertieften Punkte ein schwammartiges Ansehen, so dass man es leicht für einen Schmarotzer halten könnte, allein die innigste Verschmelzung mit den Asseln zeigt, dass es dem Thiere angehört. Die Oberfläche ist glatt, und ohne Spuren einer Warze. Ein kleinerer Fleck darunter hat das gleiche Ansehen. Goldfuss Petref. Germ. tab. 34 fig. 8 bildet einen noch grössern über den .Mundrand eines Perisoms hinausragenden Knorren als .Manon Peziza ab, den Hr. Prof. Fraas ebenfalls für eine solche Missbildung hält. Fig. 122 gebe ich noch eine mittelgrosse Form, wie es scheint des achten moniliferus von Nieder-Stotzingen bei Ulm, obwohl sie nur vier Knotenreihen zwischen den Fühlerporen hat. Die Ruhe des Absatzes verräth sich bei fig. 121 vom Kienlesberge bei Ulm auch dadurch, dass auf den Warzen nicht blos die Haupt-, sondern sogar die kleinen keilförmigen Nebenstacheln sitzen. Dreizehn solcher umgeben in der Form eines Balanus das Höfchen. der Warze, In fig. 120 liegen sie zwar wirr durcheinander, allein ohne Zweifel gehört der Stachel der zweiten Warze vom Mundrande aus gezählt dazu, welcher sich durch seinen Wulst entschieden als einen Coronatenstachel erweist. Die Stuttgarter Sammlung bewahrt von dem verstorbenen Händler Gutekunst ein Prachtstück, das mir Hr. Prof. Fraas zur Vergleichung freundlichst anvertraut hat, die Abbildung wird auf tab. 68 fig. 13 nachfolgen. Es soll von Ringingen bei Blaubeuren stammen. Bei dem tab. 65 fig.37 abgebildeten aus gleicher Quelle stammenden Stück wurde Beiningen als Fundort angegeben, wieder ein ander Mal der Sotzenhäuser Bühl. Alle aber liegen in einem gelben Plattenkalke, den man eben so gut zu Epsilon wie Zeta stellen kann. Die Stacheln jenes herrlichen Stückes stimmen am besten mit C. coronostrictus tab. 63 fig. 34; dazu würde denn jedenfalls auch der Körper dieses Coronaten gehören. Ein Beweis von der :Mannigfaltigkeit, die auf den kleinsten Abweichungen beruht. Merkwürdig ist zuweilen die :Menge der blinden Asseln, welche an. ein und demselben Stücke vorkommen. So zeigt tab. 63 fig. 1. ausser den gewöhnlichen fünf um den Afterrand, noch drei grosse Asseln ohne Warzen, in a folgen davon sogar drei auf einander, wovon die oberste nur einen Ausschnitt der zweiten erfüllt. Das Hofchen ist zwar noch erkennbar, aber statt des grossen Gelenkkopfes finden wir kleine Warzchen; auf b blieb vom Gelenkkopf der zweiten noch ein flacher Wulst, aber wie die Warzchen in der Umgebung zeigen, war auch .dieser nicht geeignet, einen grössern Stachel zu tragen. Das Stück stammt vom Kienlesberge, hat 6-7 Centimeter Durchmesser, doch höchstens 5 Asseln in einer Reihe, trotz dem etwas eigenthümlichen Habitus. Die Laterne cd gehort dazu, sie ist im Verhältniss klein, und stimmt mit den ächten Cidariten der species prima, was schon der flache Ausschnitt und der Ba1ken e mit breiten Gelenkflachen am schmalen Ende beweist. Auch sind die Ergänzungsstücke d sehr hoch, wie es sich bei Cidariten gebührt. |