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Friedrich August Quenstedt |
in F.A. QUENSTEDT (1872-1875) Petrefactenkunde Deutschlands Ersten Abtheilung, Dritter Band, ECHINODERMEN (Die Echiniden, 1875), p.442-447
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Nucleolites scutatus tab.78 fig.1-13 Lmck. Anim. sans vertèbres 1816 III. 36 nahm ihn als Typus des Geschlechtes, und folgte in seiner Beschreibung den drei Figuren des Echinobrissus von Breynius (Sched. 1732 tab.6). Daher wurde denn von Gray (Ann. of Philosophy 1825, X. 429) der ältere Name wieder eingesetzt, was gerade nicht nöthig gewesen wäre. Da er zu den kleinen Formen gehört, die im obern Weissen Jura stellenweis massenhaft vorkommen, aver vom clunicularis schwer zu unterscheiden sind, so pflegt man die Abbildungen der ältern Schriftsteller gewöhnlich hierhin zu stellen, so den Echinites cordatus quinis radiis Lang (histor. lap. fig. 1708 pag.121 tab.35. fig. 1. 2 oben rechts), welcher wohl zu unterscheiden ist von Ech. cord. quaternis radiis, welcher sich nach seinem Fundorte Neuenburg als Spatangus complanatus zu erkennen gibt, und bereits bei Scheuchzer (Specimen Lithographiae Helvetiae 1702 pag61 fig.84) ziemlich gut als Brissoides bullatus beschrieben wird. Daher nannte ihn noch Leske pag. 434 irrthümlich Spatangus depressus, und verwechselte beide miteinander. Wesentlich sind die Unterschiede vom clunicularis nicht, daher habe ich früher, wie Bronn in der Lethaea, beide nicht trennen mögen. Postice latior hinten breiter, sagte Lamarck, wie es Lister pag. 440 schon so markirt hervorhob, und unser Bild tab. 78 fig. 1 aus dem Korallenoolith des Weissen Jura am Mönkeberge bei Hannver von der Unterseite so trefflich zeigt. Die Afterfurche ist breiter, und daher das Afterloch weniger versteckt. Die fünfseitige Mündung erscheint zwar mehr symmetrisch als regulär, doch sind noch Lippen, wenn auch nur schwach vorhanden. Der Grösse gemäss endigt der Porenlauf um den Mund wie bei clunicularis, von den vier Reihen reichen die zwei innern näher an den Rand, als die zwei äussern, wie man das an den Vaches noires selbst noch an den kleinsten Exemplaren fig.3. ermitteln kann. Freilich gehören zur Darlegung immerhin einige kleine Kunstgriffe, doch wundere ich mich dass bei der Masse des Materials keiner eine treue Darstellung versucht hat. Am besten ist die Vierreihigkeit noch bei Goldfuss (Petref. Germ. tab. 43 fig. 6. b) erkennbar, nur gehört zu jedem Paare eine besondere Assel. Im blattförmigen Theile der Ambulacra sind die Schlitze der äussern Poren zwar kurz, aber vorhanden, und dazwischen ziehen sich dann dieselben zierlichen Knoten fort, wie sie längst vom patella dargestellt sind. Wenn die Schalen so trefflich erhalten blieben, wie im Coralrag von Malton (Yorkshire) tab. 78 fig. 7 (stark vergrössert), so lässt sich das Merkmal gar nicht übersehen. Im Apex die Asseln zu unterscheiden, hat zwar seine grossen Schwierigkeiten, aber die vier im Trapez gestellten Genitall¨cher mit der Madreporenplatte dazwischen lassen sich mit ein wenig Säure leicht sichtbar machen. Das Hauptkriterium zur Unterscheidung vom clunicularis liegt in der Entfernung des Afters vom Scheitel. Leider Lässt aber gerade dieses Kennzeichen uns öfter im Stich : so ist z. B. bei dem kleinen fig. 3 von den Vaches noires trotz aller sonstigen typischen Verwandtschaft der After so nahe dem Scheitel, dass man ihn noch für clunicularis halten könnte, während bei dem grössern fig. 6 von dort deutlich die Schalenzeichnung (x vergrössert) zwischen Afterfurche une Apex sich breit hindurch zieht. Das nimmt der Sicherheit im Bestimmen viel von ihrem Werthe. Als typische Form kann man tab. 78 fig. 2 aus dem Terrain à Chailles in den Ardennen ansehen. Dagegen ist fig. 6 von den Vaches noires schon ein wenig zu rund, aber die Afterfurche noch breit. Neben fig. 8 gestellt erkennt man auf den ersten Blick die kleine Verschiedenheit, die Afterfurche ist schmaler und weiter vom Schteitel gerückt. Schmaler ist dagegen wieder die Normännische fig. 5, die dann ihr Extrem in fig. 4 findet, welche auch aus der Normandie stammt, und etwa mit elongatus Desor Synopsis pag. 265 übereinstimmen dürfte. Den Verlauf der Poren habe ich hier bei x doppelt vergrössert genau darstellen können : die innern Reihen sind etwa zu sechs, die äussern setzen scheinbar gerade fort, aber schärfer ins Auge gefasst verrathen sie doch überall noch ihren Dreipaarlauf. Leider bin ich über den Fundort nicht ganz sicher, ich habe das Stück nur dort an der Meeresküste gekauft. Die übrigen aber halte ich alle für eine Species. Wenn die Franzosen selbst die Abbildung bei Goldfuss nicht zu den ächten stellen, sondern N. Goldfussii nennen, so bleibt im Grunde keine Bestimmung mehr möglich, denn dann ist scutatus Cott. Trig. Sarthe tab. 23 fig. 3-5, die etwa mit unserer fig. 5 stimmt, vershieden von scutatus Wright Brit. Ool. Echin. tab. 26 fig. 2, verschieden von scutatus Desor Echinol. Helvét. tab.49 fig. 8-10 ; von Lamarck und andern gar nicht zu reden. Kurz wir haben Varietäten, ja Individuen statt Species, die natürlich auf das bunteste in einander übergehen. Wie schwierig es oft wird, zwischen clunicularis und scutatus zu unterscheiden, namentlich bei kleinen Individuen, mögen die Bilder tab. 78 fig. 9 aus dem Oolith von Ranville und tab. 78 fig. 10 von der Sarthe beweisen. Besonders wichtig ist die Seitenansicht, welche bei scuataus fig. 9 flacher bleibt als bei clunicularis fig. 10, denn dafür muss ich letztern wegen seines Apex (x vergrössert) halten, da nur zwei längliche Augenplatten den After a vom Gipfel ternnen. Andererseits kommt der flache bei Ranville schon im Braunen Jura vor, liegt also tiefer als der ächte scutatus der Normandie. Das führt wieder zu neuen Zweifeln. In unserm schwäbischen Jura gehören derartige Erfunde zu den grössten Seltenheiten. Schon im Jura tab. 90 fig. 26 habe ich das verdrückte Stück aus dem Oolith des Weissen Jura von Schnaitheim bei Heidenheim an der Brenz als N. scutatus Suevicus tab.78 fig. 11 abgebildet. Der Rand ist stark verdrückt und theilweis sogar umgestülpt, der Afterdurch zwei Längsreihen mit 7 Platten vom Scheitel getrennt. Augenplatten sehr klein, die hintern paarigen Eiertafeln gehen in der Medianlinie zusammen (x vergrössert), so dass die unpaarige undurchbohrte Platte hinten gänzlich fehlt, und die Asseln des Afterfeldes bis an die hinteren Genitalplatten heran rücken. Sonst bewegen sich alle Kennzeichen in typischer Aehnlichkeit, namentlich sind auch die Wuerreihen feiner Knötchen zwischen den Fühlerporen vorhanden. Die kleine fig. 12 ebenfalls aus den Oolithen von Schnaitheim zeigt auf der Hinterseite einen ziemlich markirten Ausschnitt, das Stück ist aber wie geschunden, indem von der Schalenzeichnung nichts zurück blieb, blos eine dünne Kalkspathlage überzieht den Kern, worin man aber die Fühlerporen noch erkennt, welche sich am Mundsaume in vier Reihen zerschlagen. Etwas grösser aber ähnlich geschunden ist fig. 13 von dort, die hinten wieder weniger Ausschnitt hat, der After ist blos durch sechs Platten vom Scheitel getrennt (x vergrössert), denn obwohl der Apex schlecht erhalten ist, so zeichnen sich doch die beiden obersten Tafeln des Afterfeldes durch Grösse une Deutlichkeit aus. Ich stelle trotz der kleinen Unterschiede alle zum scutatus Suevicus. An der Stafelegg bei Aarau kommt im Braunen Jura ε eine längliche Form tab. 78 fig. 14 vor, deren Bestimmung mir viel Schwierigkeit macht. Sie erinnert zwar an Nucl. gracilis Ag. Echin. Suiss. tab. 7 fig. 10 und Desor Echinol. Helvét. tab. 49 fig. 7, allein derselbe gehört dem Portlandien, während ich mein Exemplar schon vor langen Jahren im ausgezeichnetsten Eisenoolith fand. Der Scheitel tritt auffallend weit nach vorn nud steht daher genau über dem Mundloch, und von hier fällt die Schale allmählig zum Hinterrande ab. Alle wesentlichen Merkmale stimmen mit scutatus, bis auf die feinen Knötchen, welche sich gar zierlich zwischen den Fülerporen (y vergrössert) quer hindurchziehen. Aber über dem Loche senkt sich eine tiefe Furche hinab. Man meint darin blos zwei schmale Platten (x vergrössert) zu sehen, neben welchen sich die Asseln des Afterfeldes hinauf bis zum Apex erstrecken, und müsste dadurch auf clunicularis schliessen. Allein die Beobachtung lässt sich an diesem einzigen Exemplar nur unsicher anstellen. Unter den deutschen vergleiche ich gern Nucl. planatus Römer Verst. Nordd. Ool. tab. 13 fig. 1, doch stammt derselbe aus dem Coralrag. Auf dem andern Extrem steht eine verkieselte Form tab. 78 fig. 15. welche ich aus dem Terrain à Chailles im Schweizer Jura schon vor vielen Jahren gesammelt, und im Handb. Petref. 1852 tab. 50 fig. 5 unter dem Namen Nucleolites dimidiatus PHillips Geol. Yorksh. tab. 3 fig. 16 abgebildet habe. Der eiförmige After liegt hinten schon so abschüssig und so wenig von einer Furche geschützt, dass man kaum noch an scutatus denken wird. Indessen weicht der fünfseitige Mund mit den Fühlerporen (x vergössert) kaum von jener Figur ab. Es sind das Entwicklungsformen, die uns in Verlegenheit setzen. Schon die Alten sahen solche Dinge lediglich für Spielarten an. Lokal erkennt man sie bestimmt wieder : sie lagen bei Winkel pag. 425 in der Schweiz mit Galerites depressus zusammen in einem gelben Kalke, welcher in Säure auffallend schnell eine Gallerte gibt, in welcher das Mikroskop zahllose feine Kieselnadeln zeigt fig. 15 y (vergrössert), die im obern Jura von allgemeiner Verbreitung sind, aber wohl nicht den Echinodermen, sondern den Schwämmen angehören. |