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Friedrich August Quenstedt |
in F.A. QUENSTEDT (1872-1875) Petrefactenkunde Deutschlands Ersten Abtheilung, Dritter Band, ECHINODERMEN (Die Echiniden, 1875), p.122-123.
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Unter C. Orbignyanus tab. 66 fig. 60 begriff ich im Jura tab. 79 fig. 52 ein kurzes Bruchstück von der Lochen, was sich durch seine Zweikantigkeit und die grosse verschiedenheit des Vorder - b und Hinterseite c unterscheidet, denn diese hat nur in Reihen gestellte Granulationen, während dort noch ansehnliche Stacheln erscheinen, welche die Granulationen aus der Ordnung bringen. Im Wuerschnitt a bemerkt man Radien und deutliches Zellgewebe, das Innere ist daher auch nicht so deutlich späthig, wie in fig. 61 von Beuron im Donauthal aus mittlerem Weissen Jura. Bei aller typischen Aehnlichkeit bleibt der Querschnitt knotiger, die Dornen stehen auf der Bauchseite sparsamer, und auf dem Rücken zieht sich swischen den Granulationen eine erhabene Knoten-reihe entlang. Dagegen ist das ansehnliche Bruchstück fig. 62 vom Böllert aus Weissem Jura α auf seiner Grundfläche wieder spiegelglatt, in den Kanten stehen Dornen, und während der convexe Rücken keine Spur von Stacheln zeigt, kommen auf der etwas concaven Gegenseite wenigstens vier nach oben gekehrte Spitzen vor, die sich an die Grundfläche fest anschmiegen. Der prachtvolle Gelenkkopf fig. 63 vom Böllert, der über dem starkgestreiften Halse noch einzelne hohe Knötchen sehen Lässt, mag wohl solch dicken kräftigen Stacheln angehört haben. Die dicken Kerben des Gelenkrandes und die tiefen Gruben auf der Gelenkfläche für den Ansatz der inneren Muskeln sprechen wenigstens noch für Nobiles. Der kleinere Gelenkkopf fig. 64 lässt auf einen noch längeren Hals schliessen. Diese 3 Stachelbruchstücke, welche mit nobilis Goldf. Petr. Germ. tab. 39 fig. 4. h i grosse Aehnlichkeit haben, stimmen zwar nicht vollständig untereinander, aber scheinen doch wesentlicher von dem rauheren C. caprimontanus tab.66 fig. 65 Mösch Aarg. Jura tab. 7 fig. 3 f. verschieden zu sein, nur dass die Schweizer im Terrain à Chailles verkieseln, während unserer späthig aus einem dunkelfarbigen Kalke des mittleren Weissen Jura's stammt. Eine grosse Falte auf einer Seite, und überall mit stacheligen Warzen bedeckt, die durch Linien sich etwas reihenweis gruppiren. Gehen wir von hier zum C. copeoides tab. 66 fig. 66-70 Ag. (χώπη Rudergriff) aus dem Ornatenoolith der Balmberge bei Solothurn. Ich habe alle diese Formen mit grosser Mühe aus einem einzigen Handstücke herausgearbeitet, welches ich meinem unvergesslichen Freunde Dr. Rominger danke. Bei der typischen Verwandtschaft aller unter einander stelle ich mit einiger Zuversicht runde wie ruderförmige zu der gleichen Species. Wenn ich bei der breitesten Stachel fig. 66 beginne, die ich im Jura tab. 68 fig. 25 mit remus pag. 121 vergleich, so bilden sie eine flache Rinne, welche auf der Oberfläche mit zerstreuten Länglichen Warzen bedeckt ist, die ihre Spitze nach unten kehren, das stimmt so auffallend mit remus fig. 55 von der Lochen, dass man sie als den Voläufer dieser Form betrachten könnte. Auf der concaven Seite scheinen gröbere Knoten zu stehen, und am Rande kommt wohl Kerbung aber keine eigntliche Zähnung vor. Fig. 69 von der concaven Seite könnte das Unterende eines Ruderstachels sein, der sich nach oben nicht blos erbreiterte, sondern auch vercünnte. Dicke Knoten sind hauptsächlich auf dem Rande und Stielende vertheilt, das Uebrige zeigt nur feine Granulationen. Der dicke Stachel fig. 68 von der concaven Seite wurde schon im Jura tab. 68 fig. 28 von der convexen unter copeoides dargestellt, was Desor und Loriol (Echinol. Helv. pag. 63) neuerlich als Rhabdocidaris Thurmanni trennen. Hieran sind die Warzen zwar rundlicher, und nicht nach unten gespitzt, aber das übrige Ansehen bleibt völlig gleich. Der gestreifte Hals hebt sich durch Streifung und Farbe sehr vom übringen Stiele ab. Fig. 67 ist das Gewölbe einer oberen Endung solcher dicken Stiele, woran man an den Seiten noch Spuren von Wärzchen wahrnimmt. Die Wueransicht des runden Stachels fig. 70 zeigt, dass der Stiel mehr nach dem flachen Rücken hin befestigt war. Die Wärzchen stehen hier in deutlicheren Längsreihen, als bei den übrigen Exemplaren. Vergleiche damit auch die breiten Stacheln, welche schon Guettard (Hist. de l'Acad. roy. Paris 1763 pag. 226 tab. 2 fig. 1 und 2) abbildete. Nobiles bilden durch Mannigflatigkeit der Stacheln und Grösse der Perisomen die Gipfelhöhe der Cidariden überhaupt. Aber wir erkennen hier auch die ganze Schwierigkeit richtiger Bestimmung. Nicht durch fortwährendes Zwischenschieben neuer Namen, sondern durch eine treue Darstellung der Entwickelungsreihen mit sorgfältiger Berücksichtigung der Formationslage wird das brauchbare Material beliefert, das endlich zu einer glücklichen Lösung der schwierigen Frage führen kann. Andere Schicht, andere Species, ist heute bei vielen die Lösung, allein der Staz ist keineswegs bewiesen, denn die Unterschiede sind oft so geringe, dass man mit Recht Bedenken tragen muss, sie zu specifischen zu erheben. etc, etc... |