Friedrich August Quenstedt



 in F.A. QUENSTEDT (1872-1875) Petrefactenkunde Deutschlands

Ersten Abtheilung, Dritter Band, ECHINODERMEN (Die Echiniden, 1875), p.544-547.

   

Scutella subrotunda tab. 83 fig. 2. Lamarck Anim sans vertèbr. 1816 III pag. 11 citirte zwar den Leske pag. 541 une den Echinus Melitensis von Scilla Corpora marina tab. 8, hatte aber ein französisches Original von Douai vor sich, das allmählig untergeschoben wurde. Agassiz pag. 542 beschrieb die Formen aus dem jüngern Tertiär von Bordeaux schon gut. Hätten die Wiener den hintern markirten Buckel nicht, so würde man vergeblich nach einem scharfen Unterscheidungsmerkmale suchen. Auch Scut. truncata Encycl. méthod. tab. 146 fig. 4. 5 aus dem Falun der Touraine lässt sich davon nicht trennen, sie ist blos hinten etwas gerader abgeschnitten. Um den innern Bau zu studiren, habe ich mein südfranzösiches Exemplar fig. 2 längs des Mundes m und Afters a durchbrochen, mit der Nadel den Sand, so viel es ging, heraus gearbeitet, es kamen dann bald die in den Centralraum (Leibeshöhle) eingeklemmten Kiefer k zum Vorschein. Sie unverletzt heraus zu bringen ist freilich eine schwierige Arbeit, allein so bald diese Haupthöhle frei war, ershien senkrecht unter zwischen Säulen der Eingang des hintern paarigen Interambulacralkanals, dem oben und unten die grössern Löcher der paarigen Ambulacra A anliegen. Oberhalb a sieht man die Säulenwände, welche rechts den Afterkanal begleiten ; oben dagegen sind die Säulen mitten durchgebrochen, unter welchen der Kanal des vordern paarigen Interambulacrums liegt. Die Durchschnitte bei Agassiz 1. c. tab. 17 fig. 4. 5 sind in dieser Beziehung sehr mangelhaft. Der erste Einblick lässt sich einer Höhle vergleichen, worin an den niedrigen Randstellen zahllose Stalactitensäulen sich erheben, swischen dennen für den Durchtritt der weichern Organe enge Zwischenräume bleiben, durch welche die fünf breitern und fünf schmälern Kanäle unter einander in Communication stehen. Die Wirbel w, worauf die Unterseiten der Kiefer spielen, sind nur äusserst wenig entwickelt, mehr treten die gefiederten Leisten hervor, welche aussen dem ungespaltenen Stamme der Porenstrassen entsprechen, und allerlei Kerbungen und Unebenheiten dienten den Muskeln des ansehnlichen Kauapparates zum Ansatz. Die fünf Hauptstücke n u o zeigen alle blos ebene Harmonieflächen und sind in so fern schwieriger von einander zu unterscheiden, als am rosaceus, dabei verwachsen die beiden Kieferstücke so fest unter einander, dass sie selbst im fossilen Zustande sich noch mit einander verbunden finden. Wegen des Spathes brechen die Flügel leicht ab. Meine Exemplare sind alle verstümmelt, Agassiz bildet sie ganz ab, von dem ich das unpaarige, von der Unterseite dargestellte fig. 3 copire. Darnach werden unsere Bruchstücke sofort klar : fig.2.o ist von der Oberseite dargestellt, sie besteht aus massigem Kalkspath, und in der Mitte findet sich ein längliches Knötchen ; das Stück u von der Unterseite zeigt in der Medianlinie den gefurchten Zahn, der mit seiner Spitze etwas hervorragt, aber mit den Kieferstücken innig verwachsen ist. An den Flügeln zeigen sich ähnliche Ripen, wie beim rosaceus, die ein zerspaltenes Ansehen, wie die Grenzen der Scheidewände von Ammoniten zeigen ; nach n zu urtheilen, war der Zahn von der Unterseite her überbrückt, wie man deutlich von der Spitze s her sieht, woran ein Loch blosgelegt werden konnte. Die Veroneser tab. 83 fig. 4, deren ich mehrere aus einem harten sandigen Mergel bakam, sind zwar an Grösse sehr vershieden, doch kann ich keinen wesentlichen Unterschied finden. Ich habe das Bruchstück nur abgebildet, um daran einige allgemeine Eigenschaften klar zu machen. Wie die vier Genitallöcher zeigen, führt die Hôhle a rechts unter der Mediannaht zum Afterloch ; B entspricht der Ambulacralhöhle, eben so wie b unten ; letztere ist kleiner, weil der Schliff weiter vom Centrum der Scheibe entfernt ist. Daher zeigt sich denn auf der Schlifffläche links die Leibeshöhle L fast in ihrer ganzen Breite, die Höhlen der paarigen Interambulacra können nicht zum Vorschein kommen, weil wir uns zu nahe dem Centrum befinden. Dagegen kommt an der Abbruchsstelle β das dünne Ende des unpaaren Ambulacralkanales zum Vorschein. Auch bei α unter der Naht des rechten hintern Interambulacralfeldes wird das Loch grösser als die nachbarlichen Tüpfel, welche blos Durchbrüche zwischen den Säulen andeuten. Die Stücke sind noch in so fern lehrreich, als sie mit grösster Deutlichkeit den Verlauf der Porenasseln (x vergrössert) zeigen, die innen wie aussen gleich breit keine Zwischenasseln, wie die hochleibigen Scutellen, aufnehmen? Auch sehen wir in der Verbindungslinien (y sehr stark vergrössert) oben erwähnte Furchenporen. Solchen Dingen ihren richtigen Namen anzuweisen, ist nicht leicht. Parkinson (Organ. Rem. 1811 III pag. 26 tab. 3 fig. 2) bildete einen "Echinodiscus subrotundus from Italy" ab, und das ist wahrscheinlich der unsere von der gleichen Fundstelle. Da sie dem ältern Tertiär angehören, so ist auch Scutelle Brongniarti Agass. Monogr. des Scutelles pag. 80 tab. 15 fig. 1-3 von Grignon in Vergleichung zu ziehen. Formen, die sich so nahe stehen, lassen sich nur nach dem Lager classificiren. Noch älter würde Morton's Scutella Rogersi Ag. l. c. pag. 85 tab. 18. a fig. 1-4 aus der jüngern Kreideformation von Alabama sein, die Agassiz früher zum Laganum stellte, womit sie äusserlich mehr Aehnlichkeit hat. Agassiz bahauptete, dass unter den lebenden Scutellen im engeren Sinne keine einzige mit ganzem Umrisse vorkomme. Daher ist mir schon seit vielen Jahren eine Form doppelt merkwürdig, die ich seiner Zeit von Hrn. Dr. Zeile in Californien erhielt, une die aus dem stillen Ocean stammen soll. etc. etc. (suite à propos de Scutella excentrica)